02 Januar 2013
Der Dreck vom letzen Jahr
Der Dreck vom letzen Jahr
Serielle Fotografie & Müllforschung.
1. Serielle Fotografie.
Im Film Smoke gibt es einen Fotographen der jeden Morgen um 8 Uhr seien Zigarettenladen, Ecke Third Street und Seventh Avenue in Brooklyn, fotografiert. Viertausend Tage hintereinander bei jedem Wetter. Deshalb kann er auch nie Urlaub machen. Weil er jeden Tag an seiner Stelle sein muss. Jeden Morgen zur selben Zeit, an der selben Stelle. Die Erde kreist um die Sonne, und ihr Licht trifft die Erde jeden Tag in einem anderen Winkel. Brooklyn ist nur ein kleiner Teil der Welt, aber da spielt sich was ab, genau wie überall anders auch.
-----
Von ähnlichem Ameisenfleiß und Sammlerleidenschaft ist das deutsche Fotographen Ehepaar Bernd & Hilla Becher angetrieben.
Sie arbeiteten über Jahrzehnte an einer Typologie technischer Bauten. Mit handwerklich saubersten S/W Fotos (nie ist ein Mensch drauf zu sehen) dokumentierten sie : Wassertürme, Kohlenbunker, Kühltürme, Getreidesilos, Fördertürme, Fachwerkhäuser.
Heute sind viele Industriebauten mittlerweile abgerissen und die Fotos haben dokumentarischen Wert . .
Die Bechers unterrichteten an der Kunstakademie in Düsseldorf.
Nach Art und Weise dieser Fotographen wollte ich mich auch einmal versuchen.
-------------------------------------------------------------------------------------
2.Müllforschung
Die Müllforschung ist für Archäologen keine seltene Sache. Aus den prähistorischen Funden können sie vielfältige Daten zur Umwelt- und Sozialgeschichte ablesen .
Was in alten Brunnen oder verschütteten Schächten gefunden wird verrät einiges über Handwerk, Opferbrauchtum und Glaubenswelt. Hinter dem Stichwort Müllforschung verbirgt sich vieles. Die Themen wachsen wie die Müllberge.
Mülltrennung und Vermeidung kennt jeder, Konsumforschung klingt interessant, bei kriminaltechnischer Ermittlungen wird es spannend.
Und kulturwissenschaftliche Stadtforschung in den Mülltonnen Schleswig-Holsteinischer Kleinstädte, reicht für eine Doktorarbeit.
Jede Woche kehre ich den Hof,
1 Jahr lang fotografierte ich wöchentlich das Zusammengefegte. Es gibt immer Deck: Blättern, Samen, Unkraut.
Daran lassen sich die Jahreszeiten lesen.
Papier,Kippen, Pappe, Plastik.
Daran lässt sich der Konsum ablesen
Der Kehrichteimer rundet alles ab.
Es ist nur ein kleiner Eimer, aber darin spielt sich was ab.
Ich schaue hinein und mir zeigt sich ein Abfallmandala .
Noch ist uns der der Dreck von heute vertraut, ist Alltag.
Ob in 10 jahren Harribo noch seine Bären auf diese Weise eintütet, und die Rendsburger Jugendspiele noch diese stilisierte Logo tragen, -wer weiß?
Nun also: ein Jahreslauf in 12 Bildern.
Bei dem Versuch im Alltäglichen ästhetischen Reize zu finden, den letzten Dreck als etwas Schönes zu preisen sind mir Bedenken und Zweifel durchaus bewusst.
Darum gibt es immer einen 4 zeiligen Monatsspruch drauf zu, der mehr oder weniger zum Bild oder zur Stimmung des Monats passt.
Januar
Zu Anfang:
Böllerschuss, Raketenflug.
Nur nicht bang.
Das Neue Jahr wird gut!
Februar
Der Nachtfrost klirrt.
Der Tag sau kalt.
Der Streusand klumpt.
Der Februar, er endet bald.
März
Noch ist es kalt.
Das Jahr noch jung
Und ich schon alt.
Heller wird´s mit Naturgewalt!
April
Die Schwalben sind zurück aus Afrika.
Ostereier werden hübsch versteckt.
Endlich ist der Frühling da.
Spür´wie er Gefühle weckt!
Mai
Maigrün das Laub
Alles in Brunft, alles am blühen. Die Luft voll Blütenstaub.
Auch ich will mich bemühen.
Juni
Einen Mittsommerabend nur.
Die Sonne, langsam am sinken.
Der Himmel leuchtend azur.
Wie schön unter Bäumen zu trinken.
Juli
Es zuckt ein Blitz.
Schwül drückt der Sommer.
Ich zähl die Sekunden
Dann folgt der Donner.
August
Die ersten Äpfel sind schon reif.
Barfuß lauf ich in Sandalen.
Wo ist die Sonnencreme gleich?
Heut will ich Wolken+Sommerhimmel malen.
September
Du bist nicht mehr Sommer.
Und bist noch nicht Herbst.
Verschenkst die Früchte.
Die Du vom Frühling ererbst.
Oktober
Nun ist Handschuhzeit
Die Finger klamm und taub.
Im Eimer, kompostbereit.
liegt das Oktoberlaub.
November
Matt braun,
Novembergrau.
Wenn ich in den Eimer schau.
Die Tage kurz, ich bleib im Bau.
Dezember
Tannengrün und Lichterkette
Butterstollen, der ganz fette.
Sternenglanz und Kerzenschein.
Weihnachtspunsch? Na klar schenk ein!
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentar:
Lieber Frank, das ist großartig!
Würde gerne in Buchform sehen: Christoph
Kommentar veröffentlichen