27 September 2007

WERKSHALLENFENSTER


Ein Mann ging in eine Kunstausstellung.
Die Kunstausstellung war in einer stillgelegten Industriehalle. Die Reize die von den vielen Bildern, Aufbauten, Installationen, Fotos und Videos ausgingen stimulierten zwar seine Sinne.
Aber die Industriehalle wurde, je länger er in diese Ausstellung weilte,
zum eigentlichen Reiz.
Kunstausstellungen begucken ist immer Training und hartes Üben.
Seine Sinne zu üben, um Farben, Formen, Licht und Struktur besser genießen zu können, dafür war er hier.
Irgendwann änderte sich sein Blick.
Blickte er jetzt auf die Glasbauwände, so ließ das milchige Glas diffuses Licht ins Innere der Industriehalle, da verwandelten sie sich für ihn auf einmal zu Kathedralenfenstern.
Kathedralenfenster für die sich Pit Mondrian nicht zu schämen brauchte. Es braucht nur etwas matte Transparenz schon wird daraus Transzendenz.
Transzendenz, eben jene schräge Beleuchtung wo aus Licht Geist wird.
Der Mann freute sich über seine Verzauberung.
Die Freude des Entdeckers der er in banalen wunderbares gefunden hat. Aber dennoch weiß:
Die Dunkelheit ist echt,- das Licht scheint nur so.

16 September 2007

KANALBLATT

Was ich schätze:
Das Gehen an stillen Abenden im September
auf den Betonplattenwegen am Nordostseekanal.
Die gemurmelten Moingrüße der spazierenden Hundehalter.
Die Stille des Wassers und das vergebliche Warten auf das nächste Schiff.

09 September 2007

Hinter der Gardine



Hinter der Gardine beginnt das Fensterbrett.
Das Fenster ist zum Garten hin, dort stehen Ranunkel- und Fliederbusch und ein Goldregen.
Ein zugezogener Vorhang ist eine prima Leinwand und Bühne für Schattenspiele.
Was geschah hinter der Gardine? Und wer sind die beiden Vögel ?
Was wirklich geschah ist noch ungeklärt.
Bei den beiden Vögeln handelt es sich um Ann & Andy.
Ann war der Kopf der Teams, vom Wuchs war sie kleiner.
Andy war kräftiger gebaut, sein Schnabel länger, er war der Mann fürs Grobe. Wo er hinhackt splittert das Holz.
Als Komplizen waren sie spezialisiert auf: Erpressungen, Räubereien und Bäckereifilialenüberfälle.
Größtes Geschick zeigten sie darin: sich über Hühner lustig zu machen.
Trickreicher als den Ratten und Mäusen gelang es ihnen, den blöden Hühnern das Futter zu klauen.
Die Vermutung liegt nahe: das es sich bei Ann & Andy um ein verzaubertes Paar handelte. Welches schon über Jahre in einer gestörten Beziehung lebte.
Ann liebte Andy.
Andy war davon nur genervt.
Ann war genervt wenn Andy seinen Allerweltspruch:
„Vögel vögeln nicht“ anbrachte.
So litten beide.
Andy brauchte Ann, ohne sie waren alle Gaunereien nicht machbar.
Er hatte die Power, sie den Verstand.
Ann tat alles um Andys Anerkennung immer wieder aufs neue zu gewinnen.
Ann‘s Ende war ein Luftpistolenattentat eines benachbarten Vogelhassers.
Vielleicht war es kein Unfall. Ann schaffte es gerade noch bis auf mein Fensterbrett. Vögel sind keine Bürger, und somit brauchte Andy sich vor keinem Staatsanwalt zu fürchten.
Aber dem Vogelhasser sollte ich das Handwerk legen.
Unter dem Haselnußstrauch im Garten begruben wir Ann .
Andy sah ich gestern wieder, er ist jetzt der Anführer eine marodierenden Spatzenschwarms.

03 September 2007

HINTERHAUS


Rendsburger Hinterhaus
Gesehen von der kleinen Gasse die, die Schleifmühlenstraße und Wallstraße verbindet. Die Gasse die irgendwie keinen Namen hat.
Die gezeichneten Häuser stehen am Holstentor.
Der Mann der mir noch vor 20 Minuten ein historisches Rendsburgfoto zeigte, als ich ein Stück weiter im Stegengraben stand und zeichnete, taucht jetzt auf der Dachterrasse des roten Hauses auf. Er hängt Wäsche zum trocknen auf die Leine.
Es ist ein warmer Tag Mitte August, der Mann war schwimmen.
Ich erinnere mich, an einen schlanker sportlicher Typ mit nassen Haaren.
Er hatte es eilig, musste wie es aussah, der Putzfrau die Tür aufmachen noch mal gucken was ich da so mache, mir glücklich sein altes schwarzweiß Foto zeigen und dann war er wieder weg.
Ich hatte frei und konnte mir den Luxus gönnen alte Hinterhäuser zu zeichnen.
Er hatte Alltag und viel zu erledigen.
Ich kenne das: wie ein Eichhörnchen Sachen mit hoch nehmen, andere Sachen mit runter schleppen. Bäume hoch und Treppen runter. Heute ist ein warmer Tag und ich habe alles - bis zur letzten Fernsehantenne gezeichnet. Bevor jetzt der Typ, wie aus dem Nichts, hier auftaucht um die nächste Skizzenbuch-Kontrolle vorzunehmen, ist es Zeit etwas trinken zu gehen.